Mittwoch, 13. Juni 2012

ZICK ZACK GEN OSTEN

Montagmorgen wollte mir der Motor einen Streich spielen, oder das Getriebe? Vor den Toren Stralsunds lag ich vor Anker, bevor es weiter gen Osten geht noch einige Dinge in der Stadt besorgen. Nebelhorn, Bordstromladegerät fürs Handy ect. Dunkler Rauch aus dem Auspuff, wenig Leistung, mit 3 Kn tuckere ich in den Hafen. Verhält sich merkwürdig das Getriebe. Ich kann 3 Kn fahren oder garnicht. Nach dem Anlegen erstmal ruhen lassen. Ich mache meine Besorgungen in der Stadt, schraube den Motordeckel auf, bewege den Getriebehebel, starte den Motor und - alles klappt wunderbar. Selbstheilungskräfte? Ich ignoriere das Ding einfach, fertig. Raus auf den Straelesund, auf das Öffnen der Ziegelgrabenbrücke warten.
Vor Anker probiere ich meine Schnorchelausrüstung aus. Heia, die Taucherflossen beanspruchen ja im normalen Leben völlig ungenutzte Muskeln. Ich werde wohl etwas trainieren müssen. Leider ist das Wasser zu trübe so dass ich das Ganze schnell abbreche.

Abends ankerte ich in einer traumhaften Bucht, der Gustower Wiek. Unter Motor ging es problemlos, als wäre nie was gewesen, durchs Fahrwasser bei Ostwind gen Osten.
Der Abend war wundervoll. Nur die Natur war zu hören. Wasser plätschern, singende und zwitschernde Vögel, ziehende Vogelschwärme; eine Entenfamilie zog ihres Weges.

Ein schönes Gedicht kommt von Anneke an, in Ergänzung zum Ringelnatz-Gedicht:
Segeln
Ist wie fliegen
Im
Auf das Wasser
Gefallenen
Himmel.

Musik machen
Ist wie spielen
Im
Zur Wirklichkeit
Gewordenen Traum.

Dienstag
Der Morgen war erfüllt von Musik, alle an Bord befindlichen Instrumente kamen zum Einsatz.
Dann habe ich das Schiff noch besser auf die Einhandsegelei vorbereitet, das Rollreff optimiert (Das Grossegel wird mit einer Kurbel auf den Baum gewickelt.) und eine Sicherheitsleine eingeschoren. Falls ich, der Albtraum jeden Seglers, über Bord falle, kann ich hoffentlich diese Schwimmleine noch erreichen und sie packen und damit den Autopiloten aus seiner Verankerung lösen. Dann sollte das Boot wohl nicht mehr stur geradeausfahren sondern anhalten und mir ermöglichen wieder an Bord zu kommen.
Im Zick Zack ging es nun mit einem Reff im Grossegel durch den Straelasund in den Greifswalder Bodden. Die versprochene Winddrehung nach NW blieb aus, so dass ich statt auf Usedum nun in Greifswald gelandet bin.
Ein schöner Törn, schnurgerade fährt das Schiff mit der automatischen Steuerung. Und die Batterie ist abends immer noch voll. Bloß, gegen Wind, Wellen und Strom ergibt das einen Wendewinkel von 115 Grad. Das Grossegel steht doch sehr gut. So viel Kritik an diesem "alten Rollreffseystem" habe ich gehört. Ich kann sogar reffen während das Boot auf einem Amwindkurs läuft.
22 Nm in 4h40min inkl. Anker hochholen und wieder reinschmeissen, das macht durchschnittlich 5 Kn Fahrt.

1 Kommentar:

  1. Hallo Rainer, mit Begeisterung lese ich deine Berichte und verfolge Deine Reiseroute. Du erlebst ja was, nicht immer alles so einfach aber ich denke, die schönen Stimmungen überwiegen und
    Du die Musik kommt auch nicht zu kurz. Auf der Werft in Greifswald gibt es ein Restaurant namens "Tischlerei". Der Wirt heißt Tom Heinrich, ganz ambitionierte Küche, er ist ein Freund unseres Sohnes. Ich denke, es könnte Dir dort gut gefallen.Einen lieben Gruß an ihn von den Riesen aus Aventoft. Dir Mast und Schotbruch ....... Margrit R.

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