Dienstag, 19. Juni 2012

VOLLES SEGELPROGRAMM

Montag:
Jo, erst eine Nachtfahrt. Um 1.30 Uhr ging der Anker hoch, mit Fock und Groß, gesteuert vom Autopiloten, segelte LYAN Kurs Schweden. 30 Grad. 64 Seemeilen liegen vor mir. Am Abend soll es Starkwind und Sturm geben. Drum das frühe Aufstehen.
Weit und breit ist kein Licht anderer Schiffe zu sehen. Ich bin allein auf See, stelle meinen Wecker auf 20 min Takt, um mich nach einem kurzen Rundumblick wieder in die Koje zu legen. Zwei bis drei Knoten Geschwindigkeit ist für die Nacht genug. Zwischen vier und fünf Uhr ignoriere ich den Wecker und schlafe. Dann erstmal Kaffee und Tee gekocht, einen Topf Hirse aufgesetzt, Nüsse und Trockenobst bereitgestellt und als alles bereit war, die Genua gesetzt. Und nun stundenlang den gleichen Kurs.

Auf dem Weg nach Bornholm war ja die gleiche Situation. Da dachte ich noch: Jetzt wäre ein Liegestuhl schön und jemand, der Kaffee und Eis vorbeibringt. Da gibt es Leute die segeln Einhand nonstop um die Welt, wie absurd.
Ich hole meinen Putzschwamm raus und schrubbe das Cockpit. Das hatte es dringend nötig.
Die Sonne scheint. Blauer Himmel pur, aber kalter Wind aus Osten. Ich freue mich an der Geschwindigkeit und Bade in der Sonne.
Der Wind wird mehr, Genua runter Fock raus. Um1430 kommt Utklipan Backbord voraus in Sicht. Utklippan = Aussenklippe, eine Felseninsel mit Leuchtturm, wenigen Häusern und einem Schutzhafen. Nicht wirklich einladend. Ich ziehe die schwedische Gastlandflagge hoch und freue mich über meine gelungene Planung.
Der drohende Sturm kommt aus Westen und dann bin ich schon an der Ostküste in Sicherheit.
Alle wichtigen Navigationspunkte sind als Waypoint's in den Garmin einprogrammiert. Auch die für die Ausweichsziele. Auch die für Utklippan.
Einhandsegeln heißt auch gut vorbereitet sein.
Der Wind wird mehr, das erste und später das zweite Reff kommen ins Groß. Vor mir läuft netterweise eine Yacht als Pfadfinder in den selben Hafen. Wie angenehm. Mit immer noch 6,5 Knoten geht es auf Sandhamn zu
Um 1700 Uhr liege ich sicher und ruhig im Hafen. Was für ein Segelrag, nur der Blister kam nicht zum Einsatz. Ich habe wohl immer Wind von vorne.
Distanz: 63 Nm
Dauer: 15h30min
Durchnittsgeschw.: 4 Knoten
Höchstgeschw. 7,7
sagt das IPad.
Und um 2000 Uhr fegt der Sturm los. Fegt die Kaimauer sauber und legt den Dreck in meinem Cockpit ab.


2 Kommentare:

  1. Lieber Rainer, das nennt man dann einen schönen Segeltag (ganz im Ernst...): Ruhe, Stille, Weite, eine Priese Spannung und glücklicher Landfall (auch wenn einen das "Land" dann ohne Einladung besuchen kommt- smile). *Schön*! Viele Seglergrüße! Thomas

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    1. Genau Adrenalin gehört auch dazu. Dazu gibt es reichlich Gelegenheit

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