Donnerstag, 30. August 2012

BADEKULTUR

Mittwoch 29. Aug. Zinnovitz.
Wenn man schon an solch einem bekannten Badeort ist und gerade Flaute herrscht, ist die Gelegenheit günstig zu schauen wie es am Strand aussieht. Also schnappen wir uns die bereit stehenden Fahrräder von Usedom und radeln bei bestem Strandwetter zur Ostseeküste. Vorbei an mit Türmchen gespickten Bäderhotels geht es durch den Ort. Tausende von Menschen scheinen die gleich Idee gehabt zu haben. Ende August ist hier immer noch viel los. Wir nutzen die Gelegenheit zu einem kurzen Badevergnügen, kaufen Fisch, schmeißen den Grill an und schaffen es dann sogar noch abends den Hafen zu verlassen. Badeorte sind nicht unser Ding. Wir finden einen schönen Ankerplatz und machen es uns im Cockpit gemütlich. Ein wunderschöner lauer Sommerabend wartet auf uns und lädt zum Träumen ein. Nur eine blökende Kuh, deren wehklagendes Muhen zu uns übers Wasser schwebt, erinnert uns an die Realitäten des Daseins.

PEENESTROM

Dienstag, 28 Aug.
Wir kreuzen durch den Peenestrom. Nach diesem fulminanten Start am Montag mit bestem Wind, geht es nun etwas moderaterer weiter. Leider kommt der Wind von vorne. Aber auch das ist Segeln. Wir nehmen die Herausforderung an und kreuzen durch den Peenestrom. Nicht nur der Wind kommt von vorne, auch das Wasser. Denn alles Wasser das durch die verschiedenen Flüsse ins Haff fließt, läuft durch den Peenestrom in die Ostsee. Also eine doppelte Herausforderung. Nur für 15 min. muss der Motor angehen, um an der engsten Stelle der Fahrrinne zwischen den Tonnen durchzukommen. Achim steht an der Pinne und ich Sorge dafür, dass das große Vorsegel, die Genua auch ordentlich auf die andere Seite kommt. Nach ca. 20 Wenden erreichen wir das Achterwasser. Das Sonnenlicht lässt
die Küste in wunderbaren Farben leuchten. Langsam und gemütlich gleiten wir dahin und machen abends im Hafen von Zinnovitz fest.

ZWEIKLANG

Greifswald war ja nur ein musikalischer Zwischenstopp wg. DREIKLANG Chorfestval. Habe dort einen tolles "Choratelier" mit improvisierter Musik mitgemacht.
Aber Maritim hat der Ort einiges zu bieten. Nicht nur der größte Museumshafen Deutschlands mit vielen schönen alten Seglern, die muss ich mir natürlich alle anschauen, nein ich bekomme in der Marina, in der ich gleich meinen Winterliegeplatz gebucht habe, eine persönliche Führung durch die 64 Fuss Moody Mega Luxusjacht. Muss leider bemängeln, dass sie keine Kamera fest im Masttopp eingebaut hat.
Nun gehts aber weiter mit segeln. Achim ist an Bord und er findet sich schnell zurecht an den Seilen. Am Sonntag sind wir gleich raus aus Greifswald und haben für die Nacht in Wiek am Kai des Maritimen Jugenddorfes festgemacht. Klar da gehören wir hin!
Montagmorgen ging's dann gleich zur Sache. Raus auf den Greifswalder Bodden. Bei Westwind um 6 Windstärken und Wellen mit über 1 Meter Höhe ging es gen Osten. Schön einen Mitsegler zu haben, der das geniessen kann und auch zuverlässig Kurs halten kann. Mit zweifach gerefftem Groß und Wind von der Seite flogen wir nur so dahin. Nur mit Fock und Wind von hinten dann in den Peenestrom. Schon um 1200 Mittags lagen wir in einem etwas skurril anmutenden Hafen in Peenemünde, direkt gegenüber eines russischen U-Bootes. Es sind schon wieder militärische Hinterlassenschaften, in die wir da geraten. Wir drehen eine Runde zu Fuss um den Hafen, verlassen aber schnell diesen Ort an dem zu viele Touristen mit Fischbrötchen und Museen aller Art vergnügt werden. Schön beschaulich geht's weiter durch den Peenestrom nach Wolgast. Erinnert mich ein bisschen an die Schlei dieser Peenestrom. In Wolgast legen wir uns einfach an einen etwas abseits liegenden Kai der Peenewerft und beenden den ersten gemeinsamen wundervollen Segeltag mit gutem Essen aus der Bordküche. Ich hatte noch ein paar Gotländer Chilliwürstchen im Kühlschrank, dazu mediterranes Gemüse und Couscous.
PS Die Sache mit dem Internet. Zum graue Haare kriegen Jetzt bin ich wieder online. Also ich kann jetzt unabhängiger diese drahtlose Erfindung nutzen. Musste den Anbieter wechseln.

Sonntag, 26. August 2012

GREIFSWALD

Bin schon lange da. Montagnachmittag bin ich von den Erbseninseln los. Wollte schon mal ein kleines Stück schaffen. Habe dann für 6 Stunden im Hafen Sandvig an der nördlichsten Spitze Bornholms festgemacht, um dann um 0500 Uhr morgens den günstig blasenden Nordwestwind auszunutzen, der mich hoffentlich gleich bis Greifswald bläst. War auch fast so. Anfangs blies er ordentlich, so dass LYAN wieder Höchstgeschwingigkeit lief. Als ich schon Sassnitz querab hatte, so um 1500 Uhr, wurde der Wind immer weniger. Endlich kam der Blister, das große bunte Vorsegel zum Einsatz. Ich werde langsam mit dem Segel vertraut, ist es doch etwas komplizierter zu setzen und hat mir schon einige Nerven gekostet dieses Ding zu bedienen. Nachdem ich die verschiedensten Möglichkeiten ausprobiert habe scheine ich nun die optimale Lösung gefunden zu haben dieses Segel zu nutzen und dann bringt es Spass bei schwachemWind ordentlich Fahrt zu haben.
Mit 2-3 Kn schleicht Lyan nun dahin. Aus dem Greifswalder Bodden, durchs Landtief, kommt mir ein brennendes Schiff entgegen. So sieht es zumindest im ersten Moment aus. Es zieht eine riesige schwarze Rauchwolke hinter sich her. Hier wird billigstes Schweröl verbrannt. Die Russemission einer mittleren Stadt werden da weit in den Schatten gestellt. Wie Glaubwûrdig ist da eigentlich der Klimaschutz?
Ich halte durch, schmeiße nicht den Motor an, bleibe geduldig. Immer wieder wird der Wind kurzfristig stärker und schiebt mich weiter zu meinem Ziel. Um 0030 erreich ich dann endlich am Mittwochmorgen den Hafen in Greiswald-Wiek. 88 NM in 20,5 Stunden, das sind Durchschnitlich 4,3 Knoten.

Dienstag, 21. August 2012

PERLEN DER OSTSEE

Oder, profaner ausgedrückt: Erbseninseln.
Nordöstlich von Bornholm liegt eine Hand von Inseln, genauer 2,5 Inselchen und einige Felsen im Wasser.
Die waren mein Ziel für die Rückreise und sind ein, "musst du dagewesensein" unter den Seglern. Was macht sie so besonders? Die sind nun wirklich ein außergewöhnliches Natur- und Kulturdenkmal.
Hier könnte Erol Flyn in "Der rote Kosar" einem Piratenfilm aus den 60'er gleich um die Ecke kommen. Und eine ähnliche Funktion wie in dem Film hat diese alte Festungsinsel ja auch gehabt. Gebaut im 17.Jh und als Kaperbasis von den Dänen noch Anfang des 19Jh. im englischen Krieg benutzt, ist sie eigentlich seit 1850 unverändert und steht seit 1925 unter Denkmalschutz.
Das Besondere aber ist, dass sie kein totes Museum ist, sondern liebevoll mit Leben gefüllt wird. Ca 100 Menschen, Fischer, Künstler, Handwerker, Rentner... leben dort das ganze Jahr und die alten Häuschen werden von den Sommergästen gerne genutzt. Dort kann man die Seele baumeln lassen und ich wäre gerne länger dort geblieben. Aber nur am Dienstag ist der Wind günstig, um wieder an die deutsche Küste zu kommen. Als muss ich los, ich komme aber wieder.

GARDEROBENWECHSEL

Sonntag 19.8
Um 0845 ging's los. Etwas zu spät für den langen Weg, der vor mir lag. Ich hatte mich auf den Weg zu den Erbseninseln gemacht. Für das letzte Stück von 4 NM musste ich dann den Motor anwerfen, um den Hafen zu erreichen.
Was unterwegs so alles passiert... Ständiger Garderobenwechsel. Das sah so aus:
Ablegen in leichter Segelbekleidung. Das ist T- Shirt und leichte lange Hose
Lyan trägt kleines Vorsegel und Großsegel.
1 Stunde später: Sonne wird von Wolken verdeckt, also Ölzeug raus. Wir laufen Amwindkurs, der Wind kühlt dann. Lyan bekommt die grosse Genua angezogen, da der Wind ist etwas schwach ist. Das "normale" Vorsegel stopfe ich in die Kajüte. Sonne - ich schwitze, Ölzeug kommt zum Vorsegel in die Kajüte. Mache mir mein zweites Frühstück und denke, eigentlich müsste ich das Vorsegel ordentlich zusammenfalten und in den Segelsack verstauen. Kaum habe ich das getan, frischt der Wind auf. Also wieder aufs Vorschiff, Mit dem Sehlsack unter dem Arm, Stagreiter anschlagen, Genua runter, festzurren, Fock hoch. Die Genua kommt erstmal nicht in die Kajüte, es kommt zuviel Wasser aufs Vorschiff, so dass ich die Luke nicht aufmachen kann. Meine leichte Segelgarderobe ist natürlich nass, sie trocknet aber schnell in Wind und Sonne. Der Wust von der Genua stört mich, ich binde sie zusammen und bugsiere sie in die Kajüte. Die ist wesentlich größer und somit schwieriger zusammenzufalten und in den Sack zu stopfen.
Ich werde dabei zum zweiten Mal nass. Nun aber wieder ins Ölzeug, denn der Wind bläst ordentlich und wir laufen um die 6 Kn.
Um 1800 Uhr das selbe Spiel, Genau aufs Vorschiff, anschlagen, Fock runter, Luke auf, Fock reinstopfen, Genua hoch.
Wer empfiehlt da eine Rollfockanlage? Ne, ihr habt nur Angst nass zu werden.
Um 21.30 zieht dann kein Segel mehr. Der Wind hört auf und die letzte Stunde laufe ich dann unter Motor in den Hafen von Christiansø. Es ist stockdunkel. Mit meinem Scheinwerfer muss ich die passende Festmacherboje finden. Spannend so eine Nachtfahrt. Hier gibt es keine Laternen, also bleibe ich auf dem Schiff, denn den Weg an Land, über Trampelpfade mache ich doch lieber im Hellen.

Samstag, 18. August 2012

ON THE ROCKS

Zum letzten Mal Felsen. Zuerst habe ich das Schiff an einem Granitblock festgebunden, dann bin ich "on the Rocks" gelaufen. Östlich Karlhamn's befindet der südlichste "scårgarde" Schwedens, mit der Perle Tjärd mittendrin. Mein Abschied von dem wunderschönen Land und den fantastischen Eindrücken und Erlebnissen. Und die Insel trumpft noch mal richtig auf. Zuerst bin ich enttäuscht: Zu viele Schiffe liegen schon nachmittags um drei an den Felsen. Klar, es ist Wochenende. Dennoch finde ich einen ruhigen Platz. Dann laufe ich den Naturstieg über die Insel. Überall ist Rummel. Hinter der nächsten Biegung kommen an die 50 kleine Zelte in Sicht. Menschen, so zwischen 20 u 30 Jahren alt und großen Namensschildern um den Hals bevölkern die Insel. Keine Ahnung was das für ein Meeting ist. Und noch einiges andere ist los. Schweden kompakt eben. Die Menschen und die Natur. Es hat schon seinen Grund warum hier so viel los ist. Die Insel wirkt besonders romantisch mit ihren großen Felsen, den alten roten Häusern, stillen schilfumsäumten Buchten, Moosen, Flechten, knorrigen Bäumen und Steinwällen. Drumherum viele kleinste Schären und die schwimmende Sauna. Sie ist bloß leider besetzt. Ich laufe den Naturstieg weiter. Abseits des Dorfes ist kaum jemand unterwegs. Ich nehme Abschied von Schweden und rufe nochmal alles Erlebte in Erinnerung. Die Seekajakfahrer sind da, die wunderschönen alten Segelschiffe, die nun tief stehende Sonne, die alles in das besondere Licht taucht, alle sind sie da. Bei Schokoladenkuchen und Kaffee sitze ich auf der Terrasse des Inselcafe's und schaue dem Treiben zu. Zurück an meinem Schiff sind dann vier schwedische Familien da, die sich mit ihren Schiffen rechts und links von der LYAN an den Felsen gebunden haben. So bekomme ich am Schluss auch noch schwedisches Familienleben mit. Mit knatterndem Außenbordmotor und Kugelgrill on the rocks.

Freitag, 17. August 2012

ZUCKERHÜTE

mit Schiff drunter, so sehen die modernen Schnellbote aus. Oben ein weißer Kegel, darunter etwas Schiffsähnliches aus lauter geraden Flächen, das im Profil etwas von den Legogespenstern hat. Die, wie Eisberge gezackten grauen Flächen der Tarnkappenschiffe gefallen mir besonders gut.
Ich war heute in der Weltkulturerbestadt Karlskrona, eine Marienebasis seit 330 Jahren. Mit meinem Segelboot musste ich schon mehrere runde Kanonentürme umrunden. Die stehen hier auf diversen Schären rum.
Ich kann das Ganze nicht ernst nehmen. Frage mich, welche besondere kulturelle Leistung es ist, soviel Machtmittel zusammenzutragen. Es sind immer die Falschen, die auf den Sockel gehoben werden. Mittendrin steht natürlich eine "Friedenskirche". Jeder denke sich seinen Teil dazu.
Ich schlendre durch die Stadt. Eine Stadt die auf 30 Inseln gebaut ist, das gefällt mir. Es gibt hier deutlich mehr Bootsanlegeplätze als Autos. Überall an den Ufern sitzen die Menschen und genießen den langsam zu Ende gehenden Sommer.
Um 1600 Uhr heißt es wieder "Leinen los". Schnell mache ich mich davon. Der kraftvolle Wind, der mir ins Gesicht bläst, tut gut. Er verweht auch die grauen Gedanken und komischen Gebaren der in "erhabener Haltung" erstarrten Bronzegestalten Karlskronas.
Der Wind ist heute so warm, dass ich in T- Shirt und kurzer Hose segeln kann. Schön wieder in den Schären zu sein.