Samstag, 26. Mai 2012

MISSGESCHICKE

Zuerst. Bin heute Morgen um 0300 angekommen. Die lange Fahrt von Kappeln einhand bei sicherem Wetter war für mich ein Test und Einüben in das Einhandsegeln. Sie wurde belohnt mit einer wunderbaren Nachtfahrt bei Ostwind um 3 Bf.
Nun liege ich bei Flaute vor Fehmarns Westküste auf dem Flüggesand vor Anker und darf nun eine Vegatypiche Bastelstunde einlegen. Einhandsegeln heißt ja für alle Probleme allein zuständig sein. Wie es dazu kam?
Der Reihe nach:
Von Null Wind bis Bf 5, von Null bis sechs Knoten Fahrt war alles drin. Schon vor Schleimünde gingen die Segel hoch. Ich wollte mir Zeit lassen und auch bei schwachem Wind nicht in Versuchung kommen den Motor zu starten. Unterwegs habe ich sogar alleine den Blister gesetzt. Segler wissen was das heißt. Der Blister ist das ballonartige bunte Vorsegel das es schafft auch mit wenig Wind Vortrieb zu erzeugen. Und sehr viel Aufmerksamkeit braucht. Die Pinne musste ich festbinden, da der Autopilot immer noch nicht arbeitet. Der braucht, um ihn zu callibrieren, zwei Leute und glattes Wasser. Das hoffe ich Dienstag in der Großenbroder Bucht machen zu können.
Nächste Herausforderung:: Der Schiffsverkehr in der Kieler Förde. Die Colorline Fähre, Oceandream oder so ähnlich, kam mir schon bedenklich nahe. Blechdose gegen Joguhrtbecher, so kam ich mir vor. So sah sie auch aus. Bin mir sicher sie hat das Fahrwasser geschnibbelt. Zum Glück keine Schnellfähre in Sicht. Denen kann man ja nicht ausweichen, da kommt man sich unweigerlich als Schnecke vor und wünscht sie sich schon mal auf den Meeresboden.
Also alles geschafft, der Wind drehte langsam auf Ost, etwas ungünstig weil es dauernde Amwindkurse bedeutete. Die Vega mag das, sie läuft dann wie auf Schienen und ich kann sie stundenlang alleine lassen und mich in die Kajüte verziehen. Nur ab und zu mal einen Rundumblick ob der Weg frei ist.
So um 2200 schlief dann der Wind ein, Heiligenhafen in Sichtweite. Ich wollte aufgeben, das Bett lockt Nur gegenankreuzen ohne Autopilot macht müde. Also Segel runter, Motor an.
Was alle Segler fürchten: Eine Leine in der Schiffsschraube = Big Problem. So habe ich alles gründlich kontrolliert.
Aber wie heißt es doch im Dschungelbuch als Shir Kan der Tiger die Schlange fragte? Und wie sieht deine Mitte aus? Tja die Luvschot des Blisters, eine ewiglange dünne Leine war an ihrem vorderen Ende brav an die Reling gebunden, läuft über den Bugkorb, da lag sie auch ordentlich stramm und sicher zum achterlichen Cockpit. Wo ich den Rest der Leine ordentlich aufgewickelt und festgebunden hatte. Also Motor an, noch 8 Seemeilen bis zum Ankerplatz. Über Funk hörte ich Meldungen über eine Yacht mit Motorschaden auf suche nach Schlepphilfe und eine irgendwo in Dänemark von einer Yacht(?), die brennt und deren Mannschaft mit dem Hubschrauber abgeborgen wurde. Rumms der Motor steht. Ein Blick ins Wasser - Oh je, warum ich - - . Kurze Pause. Mein Shortie (Neoprenanzug) kommt zum Einsatz - der zweite. Brotmesser ans Handgelenk gebunden - ich will ja alle Probleme selbst lösen, ab ins Wasser, wieder 100% Erfolg - Probleme lösen macht ja solchen Spass. Nur: "Hilfe, meine Vega fährt nur noch rückwärts" - ein Vegatypisches Zitat.
Glück heißt, dass im richtigen Moment der Wind einsetzt , Segel hoch Kreuzkurse nach Fehmarn, ich bin alleine auf See und kann in der Kajüte dösen und so 0300 Uhr Ankern. Fertig, zufrieden, ich habe mein Ziel Fehmarn wie vorgenommen doch ohne Motorkraft erreicht 100% Erfolg.
Ausblick:
Letztes Jahr habe ich das Getriebe mit Achims Beistand auseinander genommen, Jeder Vegasegler sollte auch dringend das Getriebeseminar beim Skipper von der "Kenternix" besucht haben, habe ich!
So bin ich gut vorbereitet nun das nächste Problem zu lösen. Der Vormittag ist geplant.

Mast und Schotbruch.

2 Kommentare:

  1. Das klingt ja mächtig spannend. Bewundernswert, was du alles kannst. Ich kannte bislang ja nur deine flinken Finger auf der Orgel.
    Wünsche dir viel, viel Spaß, guten Wind, genug Wasser unterm Kiel und Gottes Segen!
    Frohe Pfingsten!
    Uwe

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  2. Rainer, was hab ich wieder über Deine "Liste der überbord gegangen Dinge" gelacht. Macht Spaß, zu lesen. Du schreibst auch gut, wenn du erstmal schreibst. Ach hättest Du in Leck doch mehr geschrieben ;-))). Wir haben gestern Michels Opti gewassert im Caldonatzo See, nachdem ich die "große Yacht" die letzten Wochen aufgemöbelt habe. Es war ein wunderbarer Tag, die Jungs waren happy und wir auch!
    Jetzt heißt es erstmal wieder arbeiten.
    LG
    Marcus

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